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Dein Auge ist ein verblüffender Mechanismus. So kann es feinste Helligkeits- und Farbunterschiede erkennen, arbeitet bei Dunkelheit, wenn Kameras mit riesigen Linsen zum Lichtsammeln nur noch verwackeltes Rauschen liefern – und ist auch dann noch nicht beleidigt, wenn knapp daneben eine viel zu helle Stelle des Bildes liegt. Notfalls kannst Du sogar jeden Bereich des Bildes einzeln abscannen mit den für diesen Teil idealen Werten von Blende und Belichtung. Dein Gehirn baut das Bild wieder zusammen für Dich.

Dein Monitor hat stattdessen nur 256 Helligkeiten – von denen ich nur den mittleren Teil ernsthaft verwenden kann: Manch ein Monitor ist so eingestellt, dass er erst weit über der Helligkeit 0 zu leuchten beginnt. Schwarz ist manchmal nicht wirklich schwarz. Manchmal gibt es von Schwarz zur ersten Helligkeit einen Sprung – und oft gibt es jenseits von Helligkeit 200 eine Grenze, über der es nicht mehr heller wird. Meine Digicam ist auch nicht besser – aber spätestens, wenn Du eine Gegenlichtaufnahme machen willst und Dein Blitz nicht ausreicht, um den Vordergrund auszuleuchten, brauchst Du eine Lösung für das Problem.


Schlimmer ist es noch, falls Du mit Wasserfarben zu zeichnen versuchst, mit Ölfarben oder mit Buntstiften. Den Kontrast so weit aus dem Bild nehmen, dass Dein Medium es abbilden kann, ist keine Option: Selbst beim Monitor, der erstaunlich viele Farben darstellen kann, ist das Ergebnis ziemlich farblos.

Stattdessen tust Du das, was ich mein Computer als HDR (High dynamic range: Hoher Bereich [der Helligkeiten])-Fotographie zusammenbauen kann:

  • Du machst dasselbe Bild mit unterschiedlichen Belichtungen (Oder nimmst eine Monsterkamera, die feinste Unterschiede sieht, wenn Du die Belichtungszeit und Blende aufziehst).

  • Dann suchst Du aus jedem dieser Bilder die schönsten Bereiche aus.

  • Dafür musst Du aber bei jedem Gegenstand ums Neue überlegen, was zu tun ist, um zu verschleiern, dass das Ganze eine große Fotomontage ist.

Das Ergebnis ist schön. Und wenn Du ein buntes Foto willst manchmal unvermeidbar. Was schadet es auch, den Himmel ein wenig dunkler zu machen, wenn dafür die Landschaft vernünftig belichtet ist?

Das Schlimme ist, dass ich Dir nicht einmal sagen kann, ob dies eigentlich ein Betrug ist (immerhin handelt es sich um eine Fotomontage): Deine Kamera nimmt das Beste aus verschiedenen Bildern. Aber Dein Auge tut das auch …

Die praktischen Aspekte

Auch teure Programme und Kameras wollen bei HDR-Fotos meist, dass Du ein stativ willst.

Damit Du nichts verwackelst, zwischen den Bildern. Oder, wenn Du die Belichtungszeit hochschraubst.

Lass Dich nicht einengen: HDR Camera und hugin schieben und drehen Deine Blder notfalls so lange, bis sie exakt übereinanderpassen – und ich vermute, dass es noch mehr derartige Programme gibt.

Gefälschte HDR

Manchmal gibt es (oft erstaunlich teure) Apps, die ganz normale Fotos so bearbeiten, dass sie wie HDR-Bilder aussehen. Und auch diese Apps können ein wenig etwas verbessern, indem sie die dunklen und hellen Töne, die die Kamera, aber vielleicht nicht der Monitor abbilden kann besser sichtbar macht. Wenn das Bild nicht das, was man normalerweise eh nicht sieht, zuvor durch eine JPEG-Kompression verloren hat, die dadurch Datenmengen spart.

Über- oder unterbelichtete Teile des Bildes retten, von denen im Foto, das sie bearbeitet, nichts mehr erhalten ist, kann solch eine App aber nicht.