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Umgekehrte Seifenblasen

Dieses Mal ein meines Wissens nach immer noch ungelöstes Problem:

Als Kind habe ich den Fliegenden Zirkus der Physik verschlungen, der vom Aufbau her extrem sperrig ist - aber sehr interessante Phänomene beschreibt. Die meisten kannte ich vom Alltag her. Eins, das ich sehr lange suchen musste, um es mit eigenen Augen sehen zu können, sind die "umgekehrten Seifenblasen": Wassertropfen, die unbeschadet über eine Wasserfläche gleiten.

Als Kind hatte ich sie im Kurpark von Bad Cannstadt in einem Brunnen, der eisenhaltiges Wasser produziert, gefunden und wollte immer einmal dorthin fahren, um sie zu filmen. Jetzt habe ich eine vernünftige Kamera und eine schwefelhaltige Quelle entdeckt, an der sie ebenfalls beobachtet werden können:

(Für alle, bei denen das eingebettete Video nicht funktioniert, gibt es einen direkten Link und eine Youtube-Version dieses Videos.)

Wie sie genau funktionieren, weiß ich nicht. Wassermoleküle ziehen einander stark genug an, dass auf Oberflächen, die Wasser abstoßen, kleine Tropfen ziemlich kugelförmig bleiben. Aber warum saugt die Wasseroberfläche sie nicht auf, beziehungsweise, warum so langsam? Bei echten Seifenblasen ist Seife im Spiel: Moleküle, die auf der einen Seite fett- und auf der anderen Seite Wasserlöslich sind und die sich mit der fettlöslichen Seite zur Oberfläche hin anordnen. Aber hier ist sie das nicht.

  • Die Tropfen sind definitiv nicht hohl wie Seifenblasen.
  • Seife war in keinem der Fälle, die ich gesehen habe, im Spiel.
  • Manchmal verschwindet ein großer Tropfen nicht komplett, sondern gibt abrupt nur einen großen Teil seines Inhalts ab.
  • Kleine Tropfen bewegen sich meist sehr schnell. Entweder müssen sie das, oder sie nehmen verglichen mit ihrer Größe einfach mehr an Energie mit, als die großen es tun.
  • Ich gehe davon aus, dass sich die Wassertropfen irgendwie drehen, und dass die Drehung daran Schuld ist, dass sich die Tropfen manchmal aneinander abstoßen, manchmal miteinander vereinen.
  • Die Tropfen können an Metallwänden abprallen, ohne sie zu benetzen.
  • Schnell drehen können sie sich aber nicht: Sonst würden sie auseinanderbrechen.
  • Dass ein Wassertropfen, wenn er nichts benetzen kann, erstaunlich rund bleibt und nicht zerfließt, werde ich im nächsten Herbst durch ein Bild eines  Blattes der Pflanze "Frauenmantel" belegen.

Oft habe ich Leser, die Ideen finden, auf die ich nie gekommen bin. Mal sehen, ob mir dies auch in diesem Fall so geht. Dafür kann ich inzwischen mit einem weiteren Video dienen, das, da in der echten Natur gedreht, viel spektakulärer ist, als ein künstlich angelegter Brunnen dies jemals sein kann:

Umgekehrte Seifenblasen in HD: Wassertropfen, die auf einer Wasserfläche entlanggleiten, aber nicht von dieser aufgenommen werden unter einer Brücke am Altmühlüberleiter.

Für alle, deren Browser nicht html5-fähig sind, gibt es auch eine Youtube-Version dieses Videos.